Modellbau-ABC von Wilfried Eck |
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Deck (Flugzeugträger) | Detailierung | Details | Diorama |
Hat eine F6F Hellcat oder andere Navy-Maschine eine geometrische Markierung am Seitenleitwerk, handelt es sich um eine Maschine, die ausschließlich auf einem Flugzeugträger eingesetzt war und niemals von Landbasen aus flog. Für ein realistisches Display ist also ein Teilstück eines Trägerdecks erforderlich.
Decks von Weltkriegs Flugzeugträgern waren zwar aus Holz, aber nicht holzfarben. Sie hatten immer einen Schutzanstrich der gleichzeitig der Tarnung diente. Bei japanischen Trägern in Tönen von Blaugrün, bei der US Navy (und englischen, wenn von dort bezogen) zuerst Blaugrau, ab Herbst 1944 Blauschwarz (in etwa so wie die Rumpfseiten der Flugzeuge, "Intermediate Blue" bzw. "Sea Blue"). Schutzanstrich deshalb, weil mit Wasser vollgesogene Decksplanken schwerer sind, das Schiff toplastiger wird. Außerdem sind sie glitschig.
Zu den Farben siehe "Farben der US Navy 1941-1945".
Leider hat sich das noch nicht bis zu den Herstellern von Zubehör herumgesprochen. Zu gebrauchen sind nur Darstellungen aus Plastik, weil man die passend übermalen kann.
Selbermachen ist gar nicht so schwer. Wie es geht, zeige ich auf der gesonderten Seite "Deck-Eigenbau".
Umgangssprachlich die Wiedergabe von Einzel- und Feinheiten. Im Plastikmodellbau die Wiedergabe von Blechstößen, d.h. Ritzen, die beim Aneinanderstoßen von Blechen bleiben.
In einem Aufriss mag es angezeigt sein, alle Blechlagen akkurat wiederzugeben. Ob man im Bausatz alle Rillen mit "brauner Brühe" oder schwarzer Farbe hervorheben muss, ist eine Geschmacksfrage. In Wirklichkeit waren im WK II fast alle Flugzeuge überlappend vernietet, wirkliche Blechstöße nur um die Motorhaube, Fahrwerks- und Wartungsklappen zu sehen. Die Laminar-Tragflächen der P-51 Mustang waren mit Ausnahme der MG-Klapppen komplett verspachtelt, bei der Bf/Me 109 der Bereich nach dem Cockpit.
Wie aber erklären sich (seltene) Fotos, auf denen dennoch eine horizontal gegliederte Struktur zu erkennen ist? - Ganz einfach: In einem Fall durch eine tief liegende Sonne und flachen Lichteinfall, wodurch die Schnittkanten der Bleche im Schatten liegen, im anderen Fall, an Rumpfunterseiten, durch Abgasablagerungen hinter den Schnittkanten. In beiden Fällen nur zarte Andeutungen, nicht tiefschwarze Streifen.
Wenn es denn sein muss, ist es besser, die Farbe der Detailierung dem Untergrund angleichen, eine nur etwas dunklere Variante der vorher aufgetragenen Untergrundfarbe zu verwenden.
Einzelheiten, Feinheiten. Nicht zu verwechseln mit der o.a. Detailierung.
Prominentestes Beispiel sind Flügel- und Leitwerksprofile. Keineswegs sind sie wie im Bausatz immer symmetrisch (beiderseits mit der gleichen Wölbung). Manche Tragflächenprofile sind unten sogar konkav, also nach innen gewölbt. Bei Seitenleitwerken von Propellermaschinen findet sich zum Ausgleich aerodynamischer Strömungen nicht selten a) ein gewisser, von der Mittelachse abweichender Einstellwinkel (besonders ausgeprägt bei der F4U Corsair) und/oder b) ein asymmetrisches Profil, d.h. eine Seite ist stärker gewölbt als die andere (z.B. Bf-/Me 109, AD-/A-1 Skyraider).
Daneben gibt es aber auch leicht festzustellende und erforderlichenfalls zu korrigierende Details:
Bremsschläuche, Fahrwerksklappen und ggfs. Raketen sind mit Schellen aus dünnem Blech befestigt und nicht mit massiven Ringen (im Bausatz ein Dauerübel).
Tragflächen- und Leitwerkshinterkanten laufen normalerweise scharfkantig zu, insbesondere bei WK I-Flugzeugen.
Sitzwannen waren aus dünnem Blech (im Bausatz produktionsbedingt viel zu dick). Gleiches gilt für die Seitenwände von Schleudersitzen.
Mit Ausnahme einiger Vorkriegsmodelle waren (und sind) die Scheiben der Cockpitverglasung bündig eingepasst, allenfalls steht ein dünnes Deckblech über (bei Ju 87 D und G lagen die Scheiben über den inneren Rahmen). Bei modernen Maschinen ist die Oberfläche völlig glatt. Siehe hierzu auch Seite C.
Luftschrauben weisen eine sog. Schränkung auf, d.h. der Einstellwinkel an der Nabe verringert sich zur Spitze zu auf Null. In 1/72 sind sie nicht selten zu dick und zu rund (Abhilfe s. Seite Luftschrauben)
Positionslampen sind nicht immer von getöntem Glas abgedeckt, sondern es gab/gibt auch farbige Lampen unter Klarglas (Selbermachen s. Seite "Leuchten")
Manche hervorstehenden Bordwaffen hatten eine Verkleidung (siehe z.B. P-47), der Schusskanal ist deutlich kleiner als der Außendurchmesser der Waffe.
Bei US Navy_WK II-Maschinen laufen die Gurte über eine Stange hinter/über dem Sitz, nicht über die Rückenlehne.
Bei Schleudersitz-Betätigungsgriffen laufen die gelb-schwarzen Streifen spiralförmig, nicht segmentiert (s. Seite S).
Farbabplatzer an Flugzeugträger-Maschinen gab/gibt es nicht, da zum einen die werkseitige Grundierung und Lackierung so etwas ausschließt und zum anderen jede Beschädigung aus Korrosionsschutzgründen sofort übermalt werden würde. Im Übrigen sind Trägermaschinen nicht auf Südseeinseln zu finden (allenfalls solche der Marines in der Etappe)..
"Die üblichen Lackabplatzer" bei japanischen Maschinen sind ein Modellbauermärchen, siehe Seite J, Grundzüge Anstrich.
Jeder Flugzeugtyp ist ein Unikum, dessen Äußeres seine Verwendung und sein Umfeld widerspiegelt. "Die üblichen Alterungssuren" gibt es nicht. Siehe Seite A.
Mit anderen Worten: Wer sich um die echten Details kümmert, erhält ein realistischeres Modell, hat aber auch wesentlich mehr zu tun.
Empfehlenswerte Seiten zu echten Details (USN): http://tailspintopics.blogspot.com/
Die beste Methode, mit einem Modell Aufmerksamkeit zu erregen besteht darin, das Modell in einer passenden Umgebung zu zeigen. Das lockt in einer Ausstellung auch Leute an, die sich nicht so genau auskennen.
Aber selbst Leute die sich nicht so genau auskennen, werden sich vielleicht fragen, warum im gezeigten Fall alle Klappen und dazu noch Werkzeug am Boden herumliegen. Stört das nicht? Weht es da keinen Sand hinein? Wer noch ein bisschen mehr nachdenkt, kommt wahrscheinlich drauf, dass auf einem Flugzeugträger die Wartungsklappen hinterher gar nicht mehr eingebaut werden müssen, weil sie der Wind davon geweht hat.
Es kann also nicht schaden, vor dem Einbau teurer Zurüstteile etwas nachzudenken.
Flugzeugträger-Maschinen: Eine Katastrophe! - Zurückgehend auf Fancois Verlinden, der vor Urzeiten zum Zeigen seiner neuen Figuren der US Army Air Force eine Corsair aus dem Koreakrieg notgelandet am Strand einer Südseeinsel placiert hat. Das Beispiel machte Schule, obwohl seitdem viel Zeit zur besseren Information zur Verfügung stand, werden noch immer Navy-Maschinen auf Südseeinseln gezeigt. - Wäre in Korea eine Corsair zur Notlandung gezwungen gewesen, hätte sie es garantiert nicht mehr zu den mehr als tausend Seemeilen entfernten Südseeinseln geschafft. Auch ansonsten waren bordgestützte Maschinen nie auf einer Insel zu finden, auch nicht notgelandete, denn im Operationsgebiet eines Trägers gab es nirgends eine Notlandeinsel. - Umgekehrt waren F4U Corsairs in Dreifarbenanstrich nur an Land und nicht auf einem Träger stationiert.
Figuren:
Hersteller von Figuren machen es dem Modellbauer nicht leicht. Es wird beschäftigungslos kerzengerade herumgestanden oder lässig im Liegestuhl gehockt. Einen Mechaniker, über den Motor gebeugt, findet man selten und gibt es mal Leute, die eine Hellcat aufmunitionieren (Verlinden), tragen sie eine Bekleidung, die niemals auf einem US-Träger zu sehen war.
Beispiel Tamiya, US Navy 1/48: Mehrere Piloten hocken im Halbkreis herum. Im Original ein Propagandafoto vor der Maschine. Bei Tamiya würde es Sinn machen, wenn die Figur eines Fotografen dabei wäre. Ist sie aber nicht. Warum also sollten sich eine Handvoll Piloten auf einem zugigen Flugzeugträger vor eine Maschine setzen?. - Propagandafotos verleiten generell zu einem völlig falschen, realitätsfremden Eindruck. Bestes Beispiel sind Nachtjäger in gleißendes Licht gebadet. Im Original würde der Pilot so geblendet, dass er die Maschine keinen Meter weit mehr rollen könnte.
In keiner Luftwaffe der Welt wird der Einsatz erst unmittelbar vor dem Start besprochen. Eine im Wind flatternde Karte wäre auch nicht sehr hilfreich.
Warum nicht Situationen, wo sich gerade etwas tut? - Mechaniker kurbelt Anlasser, putzt nochmals Scheiben klar, hilft Piloten in die Gurte, stützt einen erschöpften oder hilft einem verwundeten Piloten, etc. (Die Wiedergabe des Rituals britischer WK II-Bomberbesatzungen, vor dem Start das Heckrad anzupinkeln, dürfte allerdings so schnell nicht zu kaufen sein). Nebenbemerkung: Verlindens 1/48 WK II-Flugzeugträger-Mechaniker tragen Jacken, wie sie nie auf einem US-Träger zu sehen waren (üblich waren eine Art Sweatshirt oder ein Pullover - in Tätigkeitsfarbe, s. Seite F - bzw. Hemd und Hose). Es gilt also sogar dabei, aufzupassen.
Sogar bei Kleinigkeiten gilt es aufzupassen: Die USAF hat/te andere Helme als die US Navy und die Bundeswehr hat/te wieder andere.