1. Plastikmodellbauclub Nürnberg e.V.
 
zurück zur Auswahl zurück zu 1. PMCN e.V.
Modell und Fotos von Gerd Busse
     
 
Göppingen Gö-3  Minimoa in 1/72 von Miku-Modell
 
 

Original:

Der Prototyp der Minimoa von Wolf Hirth flog bereits am 27. Juli 1935 den ersten Rekord. Sie ist für viele das schönste Segelflugzeug, weil ihre schlanken Knickflügel an die einer Möwe erinnern. Das Vorbild des hier vorgestellten Modells ist die 100. gebaute Minimoa mit der Kennung D -14 – 295. Die Eleganz dieser Möwenflügel und die von außen gut sichtbare Rippenstruktur sind für Modellbauer eine echte Herausforderung.

 

Modell:

Der Modellbausatz lag seit 20 Jahren im Schrank, bis irgendwann die Idee kam: Modellbaukollege Martin Mattes hatte vor fast 20 Jahren Fotos von Holzoberflächen auf Modellmaßstab herunterskaliert, auf Abziehbildfolie ausgedruckt und damit Oberflächen von Holzflugzeugen realistisch dargestellt. Diese Idee wurde nun auf die Stoffbespannung der Minimoa des tschechischen Herstellers Miku übertragen.

Der Modellbausatz aus Gießharz besteht nur aus wenigen Teilen, deren Oberflächenqualität Nachbehandlung erfordert. Die Geometrie ist vorbildgerecht bis auf den Rumpf, der im hinteren Bereich um 2 mm gekürzt werden sollte.

Die Tragflächenwurzeln erhielten Bohrungen für 0,8 mm dicke Stahldrahtstifte, die in entsprechende Bohrungen im Rumpf passen. Mit Epoxidharz (UHU-plus) wurde die richtige Winkeleinstellung gesichert. Die Hinterkanten von Leitwerk und Tragflächen müssen deutlich dünner geschliffen werden. Die Landeklappen oben und unten auf der Innentragfläche befinden sich an der falschen Position. Sie werden zugespachtelt und wie der Rest des Modells elfenbeinfarbig glänzend lackiert. Die Darstellung der Landeklappe erfolgt später durch das Abziehbild.

Die Detaillierung enthält folgende Schritte:

- Querruderanlenkungen unten und oben mit Hebel und Seilzug,

- Freistellung der Querruder mit Rasierklingensäge,

- unter der Tragflächenspitze Gleitkufe mit Bohrung für Halteseil,

- Landekufe mit holzfarbiger Abziehbildfolie,

- Bohrung von 0,5 mm Durchmesser im Sporn ganz am Rumpfende unter dem Seitenruder

- Ausgleichsgewicht mit Stab vor Seitenruder,

- Stab für Staudruckmesser,

- im Cockpit Steuerknüppel, Sitzgurte und eine Kopie des Instrumentenbretts,

- Kabinenstreben aus lackierter Abziehbildfolie.

 

Links:

Rechte Außentragfläche mit Anlenkungen (Hebel und Seile) und Gleitkufe am Flächenende. Loch zum Befestigen eines Halteseils.

Rechts: Massenausgleich am Seitenruder.  

Nun zur Abziehbildfertigung.

Zeichnungen der Minimoa finden sich im Internet. Sie werden auf dem Computer so skaliert, dass der Probeausdruck aus Papier auf Tragflächen und Leitwerk passt. Bei der Farbgebung ist zu beachten, was mit dem Licht an der Grenzfläche Bespannstoff/Holz des Originals passiert: Der Bespannstoff lässt Licht teilweise durch, deswegen erscheint dieser Bereich von oben in Reflexion hellgrau, von unten aber heller als die Umgebung, weil dort beim Original Licht hindurchgeht. Umgekehrt ist es bei den Holzbereichen, die kein Licht durchlassen und daher von oben heller und von unten sehr dunkel erscheinen. Die unlackierten Holzrippen sehen von oben durch den Bespannstoff hindurch hellbraun aus und von unten auf der Schattenseite dunkelgrau. Wenn diese Aspekte umgesetzt werden, entsteht die Illusion, dass Tragflächen und Leitwerk des Modells wie beim Original durchscheinend bespannt sind.

Der Abziehbildsatz wird in mehreren Schattierungen hergestellt, um nicht für jede Version einen neuen und teuren Abziehbild-Bogen drucken zu müssen.

Das blasenfreie Aufbringen des Abziehbildes, das wegen des Flügelknicks am besten in zwei Teilen erfolgt, erfordert besondere Sorgfalt. Zu beachten ist auch, dass die Rippen oben und unten genau aufeinanderpassen. Diese Anpassung erreicht man auf dem Computer durch Spiegelung der Strukturen.
Wenn beim Aufbringen der Abziehbilder ein Fehler passiert, ist die Korrektur einfach: Die misslungene Folie abziehen, erneut ausdrucken und aufbringen. Wenn alles stimmt, wird die Folie mit Mr Marc Softer behandelt. Anschließend alles glänzend lackiert und danach mattiert.

 
Segelflugzeuge sehen vor blauem Himmel besonders schön aus. Wenn man blaue Pappe als Hintergrund verwendet, sollte man den störenden Schattenwurf entfernen.
 

Abschließende Anmerkung: Abziehbilder ermöglichen hohe Detailtreue und optimal saubere Darstellung, allerdings nur auf ebenen oder einfach gewölbten Oberflächen. Der Zeitaufwand steckt vor allem in der Informationsbeschaffung, der Erstellung einer passgenauen Druckvorlage und den trotzdem erforderlichen Anpassungen nach dem ersten Aufbringen. Ein großes Abziehbild lässt sich leichter verschieben und genau positionieren, wenn sich darunter viel Wasser befindet.

Beim Einzelmodell ist der Aufwand relativ hoch, aber das erreichte Ergebnis ist überraschend gut. Man kann nach dem ersten Ausdruck ohne Zusatzaufwand weitere Abziehbilder ausdrucken, z.B. für Modellbaukollegen oder für den Serienbau. Passende Abziehbilder wie das oben gezeigte könnte der Hersteller sogar den Modellbausätzen beigeben - und wäre dann von Fertigmodellen nicht mehr weit entfernt.

Mein Modellbaukollege Prof. Dr. Uli Rist hat mir auch dieses Mal wieder mit der Beschaffung von Informationsmaterial wertvolle Hilfe geleistet, wofür ich ihm herzlich danke.